„Für die Fisch“

Ich muss zu Beginn dieser Geschichte gestehen, dass ich als kleines Mädchen ein ziemlich verwöhntes Persönchen.
So gut wie jeder Wunsch, den ich mir in meinen kleinen Dickkopf setzte, wurde mir früher oder später erfüllt.
Es gab allerdings etwas, nach dem ich mich über alles sehnte, das mir aber trotzdem verwehrt bleiben sollte:
Ein Haustier.
Jedes Jahr zu Weihnachten suchte ich nach Auspacken meiner Geschenke, ob das Christkind nicht doch noch irgendwo ein Haustier versteckt hatte.
Ich hätte auf alle übrigen Geschenke (naja, zumindest fast…) verzichtet, hätte ich ein Tier geschenkt bekommen.
Mein Favorit wäre übrigens ein Hund gewesen: ein BobTail.
Als mein Papa von diesem meinem Wunsch hörte, hätte ihn fast der Schlag getroffen und er stellte sofort klar: “So eine Floh- Zecken- und Läuseschleuder kommt mir nie und nimmer ins Haus bzw. in die Wohnung.“
Nun gut. Ich war ja schließlich flexibel.
Dann eben doch einen kleineren Hund.
Nein, ein Hund käme überhaupt nicht in Frage.
Ich schraubte meine Ansprüche immer weiter herunter bis ich beim Zwerghamster angelangt war.
Nein, auch Zwerghamster kämen ihnen nicht ins Haus.
Aber da ich vermutlich keine Ruhe geben würde, bis ich nicht ein Haustier mein eigen nennen könnte, sollte ich auch eines bekommen:
Einen Fisch.
(liebe Leser: solltet ihr Fischliebhaber sein, und das meine ich jetzt nicht kulinarisch sondern quasi „aquarisch“ also goldfischmäßig gesehen, bitte die nächste Seite überspringen!)
Hatte ich richtig gehört? Einen Fisch?
Was sollte ich bitte mit einem Fisch?
Konnte ich den etwa hoppern, mit ihm kuscheln bzw. konnte ich überhaupt irgendetwas mit so einem glitschigen Tier anfangen?
Und was machte ein Fisch überhaupt den ganzen Tag? Außer öd in der Gegend herumschwimmen?
Das musste ich mir noch gut überlegen.
Aber schließlich kam ich zu dem Schluss:“ Ein Fisch is besser als nix.“
Das sollte sich als Irrglaube herausstellen.
Unser erstes Aquarium war rechteckig und ca. 20 x 15 cm groß.
Der liebe Verkäufer in der Tierhandlung hatte uns aber netterweise nicht darauf hingewiesen, dass wir für dieses noch ein Gitter benötigen würden.
Dieses Gitter hätte nämlich unsere äußerst erkundungsfreudigen Fische davon abgehalten, kurz mal aus dem Aquarium zu springen, um sich die Gegend außerhalb ihres Wasserreichs näher anzuschauen.
Viel haben sie fürchte ich nicht gesehen.
Unser nächstes Aquarium war ein Kugelaquarium – wie der Name schon sagt, hatte es die Form einer Kugel und an der Oberseite eine kleine Öffnung.
Ein anderer äußerst netter Verkäufer in der Tierhandlung versicherte uns, dass ein Herausspringen der Fische aus diesem Gefäß so gut wie unmöglich wäre.
Ich weiß nicht, woran es gelegen hatte –an den Fischen, an meinem Kinderzimmer oder vielleicht sogar an mir, aber als ich eines Tages an meinem Schreibtisch saß, um meine Hausaufgaben zu machen (das Aquarium befand sich direkt neben mir), landete plötzlich „platsch“ einer meiner Fische direkt auf meinem Aufgabenheft.
Nachdem ich meinen ersten Schock (sprich: Schreikrampf) überwunden hatte, packte ich meinen Kamikazepatienten (was übrigens gar nicht so einfach war) und beförderte ihn wieder in sein Aquarium zurück.
Das Gesicht meiner Lehrerin, der ich am nächsten Tag in der Schule erklärte, dass der Fleck in meinem Aufgabenheft von meinem „sprungfreudigen“ Fisch stammte, war übrigens „einmalig“.
Nach dieser Begegnung der etwas anderen Art war ich mir endgültig sicher: „Besser nix als Fisch“.